„Der Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre ist eine gemessene Tatsache, die selbst Skeptiker nicht anzweifeln. Auch die Tatsache, dass der Mensch dafür verantwortlich ist, ergibt sich unmittelbar aus Daten — aus den Daten unserer Nutzung der fossilen Energien — und unabhängig davon nochmals aus Isotopenmessungen. Wie außerordentlich dieser Anstieg ist, zeigen die Daten aus den antarktischen Eisbohrkernen — niemals zumindest seit fast einer Million Jahre war die CO2-Konzentration auch nur annähernd so hoch, wie sie in den letzten hundert Jahren geklettert ist.
Die erwärmende Wirkung des CO2 auf das Klima wiederum ist seit mehr als hundert Jahren akzeptierte Wissenschaft. Die Strahlungswirkung des CO2 ist im Labor vermessen, der Strahlungstransfer in der Atmosphäre ein bestens bekannter, ständig bei Satellitenmessungen verwendeter Aspekt der Physik. Die durch den Treibhauseffekt erwartete Zunahme der an der Erdoberfläche ankommenden langwelligen Strahlung wurde 2004 durch Messungen des Schweizer Strahlungsmessnetzes belegt. Über die Störung des Strahlungshaushaltes unseres Planeten durch den Menschen kann es daher — man möchte hinzufügen: leider — keinen Zweifel geben.
Entscheidend ist letztlich die Frage: Wie stark reagiert das Klimasystem auf diese Störung des Strahlungshaushaltes? Modelle sind hier sehr hilfreich. Arrhenius hat jedoch 1896 gezeigt, dass man dies auch mit Papier und Bleistift abschätzen kann, und die antarktischen Eiskerne erlauben eine davon unabhängige Abschätzung mittels Regressionsanalyse direkt aus Daten. Auch die frühere Klimageschichte deutet, wie wir sehen werden, auf eine stark klimaverändernde Wirkung des CO2 hin.
Auch die Tatsache, dass das Klima sich derzeit bereits verändert, ergibt sich direkt aus Messungen — die Jahre 2010, 2005 und 1998 waren laut der meteorologischen Weltorganisation WMO in Genf die drei global wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Die Gletscher gehen weltweit zurück […], und Proxy-Daten zeigen, dass das Klima im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts wahrscheinlich so warm war wie nie zuvor seit mindestens tausend Jahren.
Ohne detaillierte Klimamodelle wären wir etwas weniger sicher, und wir könnten die Folgen weniger gut abschätzen — aber auch ohne diese Modelle würde alle Evidenz sehr stark darauf hindeuten, dass der Mensch durch seine Emissionen von CO2 und anderen Gasen im Begriff ist, das Klima einschneidend zu verändern.“
„Die Berichte des IPCC gelten in Fachkreisen als der fundierteste und zuverlässigste Überblick über den Kenntnisstand zur Klimaentwicklung; sie sind zugleich die Grundlage der internationalen Klimaschutzbemühungen, z. B. des Kyoto-Protokolls […]“
„In den Medien werden zum Teil Gespensterdiskussionen über die Klimaforschung geführt, die von den tatsächlichen Diskussionen in Fachkreisen völlig losgelöst sind. Viele Laien haben daher den falschen Eindruck, der menschliche Einfluss auf das Klima sei noch umstritten. Diese unbefriedigende Situation entsteht durch ein Zusammenspiel von gezielter Lobbyarbeit durch Interessengruppen und von mangelnder Kompetenz und Verantwortung seitens der Medien.“
„Nach der Lektüre dieses Buchs wird der Leser hoffentlich unserer Ansicht zustimmen, dass die Bewältigung des Klimawandels eine Feuertaufe für die im Entstehen begriffene Weltgesellschaft darstellt.“
(Alle Zitate aus der sehr guten Einführung „Der Klimawandel“ von Stefan Rahmstorf und Hans Joachim Schellnhuber, München 2012.)
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