Skip to content

Geschichte

Der Blick auf das, was gewesen ist, erlaubt durchaus die Bestimmung gewisser Strukturen und Konstellationen, die im Gang der Dinge regelmäßig auftauchen und Folgerungen zulassen, weil man davon ausgehen darf, daß die Handlungsimpulse der Menschen im wesentlichen zu allen Zeiten dieselben waren — vom Streben nach Macht und Anerkennung bis zur Angst vor Tod und Elend, vom Wunsch nach Zuwendung und Nähe bis zum Bedürfnis nach Distanz und Exklusivität — und daß es schließlich für den Menschen niemals absolute, immer nur begrenzte Spielräume gibt, Bedingungen, die gewisse Möglichkeiten eröffnen, andere nicht. Der Blick auf die Vergangenheit korrigiert deshalb utopische Erwartungen, hilft dem Diktat des Augenblicks zu entkommen und nährt zugleich die Phantasie, indem er zeigt, was denkbar ist, jenseits dessen, was der eigenen Gegenwart als selbstverständlich gilt.

(Karlheinz Weißmann: Rubikon. Deutschland vor der Entscheidung)

Post a Comment

Your email is never published nor shared. Required fields are marked *
*
*